Burg Lichtenberg - © LfSt Koblenz

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Die Geschichte des Finanzamt Landstuhl

Am südlichen Rand der westpfälzischen Moorniederung begrenzt von den Hängen der Sickinger Höhe liegt das heute rund 9.500 Einwohner zählende Städtchen Landstuhl, das als Mittelzentrum des westlichen Teils des Landkreises Kaiserslautern anzusehen ist. Die Besiedlung auf Landstuhler Gemarkungsgebiet reicht etwa dreitausend Jahre zurück, was durch Funde von Steinkranzgräbern im Fleischackerloch belegt wird. Funde im östlichen Stadtgebiet bezeugen eine Ansiedlung aus römischer Zeit. Die heute als "Sickinger Würfel" bezeichneten Quadersteine stammen eigentlich von einem römischen Grabmal.

Nach der Besiedlung durch die Franken entstand ein Königshof, der dem König mit Naturalien abgabepflichtig war. Gleichzeitig war dieser Hof auch Rast- und Verpflegungsstation für die Boten und Krieger sowie den König und sein Gefolge. Geschichtlich bewiesen ist beispielsweise der Aufenthalt Ludwig des Frommen in Landstuhl am 29. Okt. 822. Der Königshof "Nannenstuol" findet im Lorscher Reichsurbar zu Beginn des 9. Jahrhunderts eine erste Erwähnung. Aus dem früheren Nanstuhl wurde im 16. Jahrhundert durch Lautumwandlung die heutige Bezeichnung Landstuhl.

Ausschlaggebend für die ersten Siedlungen war die günstige Verkehrslage von Landstuhl. Eine zwischen den Nordhängen der südwestpfälzischen Hochfläche und der einst sumpfigen Moorniederung verlaufende alte Route verbindet den Rhein mit der Saar. Gleichzeitig führte ein Weg von Süden kommend über das Sumpfgebiet des Landstuhler Bruchs zum Nordpfälzer Bergland.

Ein wichtiger Abschnitt in der Landstuhler Geschichte beginnt etwa um das Jahr 1160 mit der Errichtung der Burg, die dem Schutz der Heerstraße und des dem Kaiser unterstellten Reichslands diente. Mittelpunkt der Burganlage ist ein gewaltiger Felsen, der sogenannte "Nanstein", der der Feste ihren Namen gab. Die Besitzer der Burg wechselten durch Erbschaft, Verpfändung sowie Kriegsbeute recht häufig. So gehörten Anteile an der Burg Nanstein den Herren von Daun, von Sponheim, von Zweibrücken, von Homburg und von Leiningen. Erst Franz von Sickingen brachte durch Kauf alle Anteile in eine Hand und vermochte insbesondere nach Süden mit der Sickinger Höhe sein Herrschaftsgebiet abzurunden. In der kurzen Ära des Franz von Sickingen gewann Landstuhl, das bereits 1326 in einer Urkunde als Stadt bezeichnet wird, überregionale Aufmerksamkeit.

Seine Fehden in den Jahren 1515 bis 1523, mit denen Franz von Sickingen eine Reichsreform einleiten wollte, fanden in ganz Deutschland Widerhall. Sein tragisches Ende fand der letzte Ritter, wie Franz von Sickingen auch bezeichnet wird, am 7. Mai 1523 bei der Beschießung der Burg Nanstein.

Seine Söhne bauten die durch den Beschuss zerstörte Burg wieder auf. Burg und Stadt blieben - mit Unterbrechung durch zahlreiche Besetzungen - unter der Sickinger Herrschaft für nahezu 300 Jahre. Bedingt durch die verkehrsgünstige Lage nahm Landstuhl in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts einen raschen Aufschwung. Mit dem Beginn des Dreißigjährigen Kriegs 1618 kam jedoch für über ein Jahrhundert große Not und viel Leid über die Westpfalz. Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs wurde 1689 die Burg "Nanstein" zerstört. Spanier, Schweden, Österreicher, Lothringer und Franzosen wechselten in den Jahren von 1618 bis 1714 sich in der Herrschaft über Landstuhl und das Umland ab. Nur wenige Bewohner überstanden diese schwere Zeit. Als die Grafen von Sickingen wieder die Stadt und die umliegenden Dörfer übernahmen, stand ein Jahrhundert des mühevollen Wiederaufbaus bevor.

Die Französische Revolution brachte im Zuge des Kriegs zwischen Frankreich und Preußen erneut französische Truppen nach Landstuhl. Für den Westrich begann die Zeit unter französischer Verwaltung. Am 24. September 1808 kam Kaiser Napoleon auf seiner Reise nach Erfurt durch Landstuhl.

1816 nach dem Ende der französischen Ära kam die Pfalz - und damit auch Landstuhl - zu Bayern.

Landstuhl, das schon seit den frühen Tagen der fränkischen Besiedlung Sitz der jeweiligen Verwaltung - und damit auch der Abgabenerhebung - war, erhielt im 19. Jahrhundert unter bayerischer Regierung seine heutige Prägung. Die einst Gerichtsbarkeit, Steuererhebung und allgemeine Verwaltung umfassenden Ämter wurden getrennt und es entstanden Rentämter und Gerichte. Zunächst waren beide Institutionen noch im zwischen 1840 und 1842 erbauten Landstuhler Rathaus untergebracht.

Im Jahr 1891 ließ der bayerische Staat an der Kaiserstraße ein königlich bayerisches Amtsgericht und ein königlich bayerisches Rentamt erbauen. Beide Gebäude bilden bis heute das Kernstück von Amtsgericht bzw. Finanzamt. Das zwischen diesen beiden Gebäuden belegene Grundstück samt aufstehendem Haus gehörte ursprünglich dem Landstuhler Fabrikanten Benzino und wurde 1885 vom bayerischen Forstärar durch Kauf erworben.

Ins "bayerische Jahrhundert" der Pfalz fallen auch in Landstuhl viele bis heute wichtige Projekte. So wurde 1849 die durch Landstuhl führende Ludwigsbahn fertiggestellt. Bereits 1867 wurde die Stadtsparkasse Landstuhl gegründet. Der Straßenbau zu den umliegenden Dörfern wurde intensiv betrieben und 1896 sogar ein Moorbad, das bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg von Bedeutung war, eröffnet. Landstuhl wurde wirtschaftliches und kulturelles Zentrum für die Gemeinden der Sickinger Höhe und des Landstuhler Bruchs.

Nach dem Zweiten Weltkrieg prägten die amerikanischen Streitkräfte die wirtschaftlich positive Entwicklung der Region in erheblichem Umfang. So entstand in Landstuhl ein riesiges US-Militär-Hospital und in Ramstein der Militärflughafen. Alleine in der Stadt Landstuhl leben heute neben den bereits genannten 9.500 meldepflichtigen Einwohnern noch zusätzlich rund 5.000 Angehörige der NATO-Streitkräfte.

Landstuhl ist heute Sitz der gleichnamigen Verbandsgemeindeverwaltung, des Amtsgerichts, der Polizei und der Außenstelle des Finanzamts Kusel-Landstuhl, die bis zum 31. Dezember 2002 als selbständiges Finanzamt Landstuhl bestand. Ein breites Schulangebot von der Grundschule bis zum Gymnasium ist ebenso vorhanden wie zahlreiche kulturelle und kirchliche Einrichtungen. Neue Impulse erfuhr das Landstuhler Kulturleben durch die in den 90er-Jahren durch den Umbau des alten Postgebäudes entstandene Stadthalle. Die alljährlichen Burgspiele sind weit über das Landstuhler Einzugsgebiet hinaus bekannt.

Trotz der positiven Entwicklung der Region nach dem Zweiten Weltkrieg gehört die Westpfalz noch immer zu den strukturschwachen Gebieten in Rheinland-Pfalz. Trotz vermehrter Ansiedlung von Gewerbetreibenden und der Entstehung neuer Arbeitsplätze muss ein Großteil der in den fünf Verbandsgemeinden der Außenstelle Landstuhl wohnenden Bürgerinnen und Bürger ihr Geld als Pendler außerhalb ihrer Heimatgemeinden verdienen.

Das 1891 erbaute königliche bayerische Rentamt als "Vorfahre" des heutigen Finanzamts war bald nach dem Zweiten Weltkrieg zu klein geworden. Als am 31.12.1968 das Forstamt Nord geschlossen wurde, übernahm die Finanzverwaltung auch dieses Gebäude und brachte dort ab 1970 ein Sachgebiet unter. Zusätzlich mussten Räume im Forstamt Landstuhl-Süd angemietet werden. 1973 kam durch die Territorialreform - zum zweiten Mal nach 1945 - eine Änderung der Finanzamtsbezirke. Bereits 1978 standen die Finanzamtsgrenzen erneut auf dem Prüfstand. Ziel war es, Deckungsgleichheit mit den jeweiligen Kreisgrenzen zu erzielen. Für das damals noch eigenständige Finanzamt Landstuhl wurde, da es keinen eigenen Landkreis Landstuhl gibt, eine Teil- und Sonderlösung vorgesehen. Diese Pläne wurden mehrfach geändert, ergänzt und wegen Zuschnitts der Grenzen teilweise heftigst kritisiert. Die heute auch noch für die Außenstelle Landstuhl gültige Zuständigkeit für die Verbandsgemeinden Landstuhl, Ramstein-Miesenbach, Bruchmühlbach-Miesau, Weilerbach und Kaiserslautern-Süd wurde im März 1988 realisiert, wobei bereits damals zeitweise von mancher Seite die Auflösung des Finanzamts Landstuhl favorisiert wurde.

Bereits in den 70er-Jahren zeigte sich, dass die Unterbringung des Finanzamts Landstuhl auf Dauer so nicht hingenommen werden konnte. 1985 war es dann soweit, die Umbau- und Renovierungsarbeiten begannen. Das alte Finanzamt wurde renoviert, ebenso wie das frühere Forstamt Nord und beide Gebäude mit einem neuerrichteten Mittelteil zu einem Gebäude verbunden.

Die Einschränkungen während der Bauzeit von Herbst 1985 bis zur endgültigen Fertigstellung 1988 waren zwar erheblich, wurden aber von den Bediensteten, die viele Jahre unter extrem widrigen Umständen hinsichtlich der räumlichen Unterbringung arbeiten mussten, gerne hingenommen.

Heute präsentiert sich die Außenstelle des Finanzamts Kusel-Landstuhl in Landstuhl mit einer gelungenen Synthese von alter und neuer Bausubstanz, die im Innern freundliche und moderne Büroräume birgt.

Die Außenstelle Landstuhl ist heute für rund 70.000 Einwohner in den fünf Verbandsgemeinden zuständig. Es werden ca. 22.000 Einkommensteuerpflichtige am Standort Landstuhl veranlagt. Die zum 01. Januar 2003 durchgeführte Fusionierung der ehemals selbständigen Finanzämter Kusel und Landstuhl zum Finanzamt Kusel-Landstuhl brachte für die Bürgerinnen und Bürger hinsichtlich Bürgernähe und Service keine Einschränkungen. Ausdrückliches Ziel bei der Reform war es, die Präsenz der Finanzverwaltung in der Fläche zu gewährleisten und den Service zu verbessern. So verfügt auch die Außenstelle Landstuhl über alle publikumsintensiven Arbeitsgebiete, wie beispielsweise Arbeitnehmerstelle und Veranlagung sowie eine bürgerfreundlich im Eingangsbereich eingerichtete Informations- und Annahmestelle.

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